Am 2.02.2022 war Welttag der Feuchtgebiete. Auch in unserer Stadt gibt es unter den 18 ausgewiesenen Naturschutzgebieten und 16 Landschaftsschutzgebieten Feuchtgebiete, wo ihr euch vor Ort einen Eindruck über diese wertvollen Ökosysteme verschaffen könnt. In diesem Beitrag erfahrt ihr, was man unter dem Begriff Feuchtgebiete versteht, welchen Nutzen sie haben und wo in Mönchengladbach Feuchtgebiete zu bewundern sind.

Was versteht man unter Feuchtgebieten?

Ganz einfach formuliert, bildet ein Feuchtgebiet den Übergang zu einem trockenen zu einem dauerhaft feuchten Ökosystem. In einem Feuchtgebiet finden sich daher unterschiedliche Arten von Lebensräumen, wie zum Beispiel Feuchtwiesen, Aue, Bruchwald, Moor oder auch Sumpf. Die sogenannte Ramsar-Konvention definiert ein Feuchtgebiet folgender Maßen: Feuchtgebiete im Sinne des Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß- oder Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen1.

Der überwiegende Teil der Feuchtgebiete zumindest in Mittel- und Nordeuropa, sind mit dem Ende der Eiszeit durch das Schmelzen des Eises entstanden. Dadurch konnten sich Mulden oder Senken mit Wasser füllen.

Was macht ein Feuchtgebiet gerade heute so wertvoll?

Feuchtgebiete sind als Ökosystem gleich aus mehreren Gründen wertvoll. Mit dem Kernelement des Wassers, beinhalten sie die Lebensader für die Flora und Fauna, die in ihnen und von ihnen lebt. So bieten größere Feuchtgebiete ideale Bedingungen für Wasservögel, um entweder auf dem Weg in ihr Winterquartier zu rasten oder es als Winterquartier zu nutzen. Darüber hinaus, ist es der ideale Lebensraum für viele Reptilien oder Amphibien. Bei uns in Mönchengladbach profitieren die Erdkröte, der Grasfrosch oder die Grünfrösche vom Ökosystem Feuchtgebiet. Im Schilf fühlen sich Vogelarten wie die Schilfralle oder Arten des Rohrsängers heimisch.

Auch für uns Menschen übernehmen die Feuchtgebiete eine wichtige Funktion. Als erstes sind sie ein wertvoller Kohlenstoffspeicher und können so, neben den Wäldern, zur Reduzierung des Treibhauseffektes beitragen. Allerdings ist damit auch ein Problem verbunden. Um Nutzflächen für die Landwirtschaft oder Wohnraum zu schaffen, wurden Sumpfgebiete und Moorgebiete entwässert. Wenn dies passiert, kann der gespeicherte Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid und Lachgas wieder austreten. Der Treibhauseffekt kann sich auf diese Weise verstärken.

Fazit: Der Erhalt der Feuchtgebiete liegt nicht nur im Sinne des Artenschutzes, sondern in unserem Ureigenen Interesse!

Doch dies ist nicht alles, was Feuchtgebiete für uns leisten können. Sie sind Wasserspeicher. Sümpfe und Moore sind in der Lage große Mengen an Wasser, wie zum Beispiel bei einem Starkregenereignis, zu speichern und es zeitversetzt wieder abzugeben. So werden die umliegenden Landschaften vor Hochwasser geschützt.

Welche Feuchtgebiete gibt es in Mönchengladbach?

Insgesamt gibt es in Mönchengladbach 16 ausgewiesene Naturschutzgebiete und 18 Landschaftsschutzgebiete. Das größte ist das Naturschutzgebiet Volksgarten-Bungtwald-Elsenbruch. Es verteilt sich auf 137 ha. Im Westen der Stadt haben wir mit dem Knippertzbachtal sowie dem Mühlenbachtal, sogar Naturschutzgebiete nach internationalem Status. Sie sind nach den EU Vorgaben der Fauna-Flora Habitatrichtlinien (FFH) besonders schutzwürdig. Im Norden vom Mönchengladbach befindet sich das Naturschutzgebiet Großheide.

Der Finkenbergerbruch

Zusammen mit Kurt Sasserath (Vorsitzender des NABU Mönchengladbach) und Michael Thissen (Arbeitskreis Amphibien und Reptilien im NABU Mönchengladbach) habe ich mich in einem Naturschutzgebiet im Süden der Stadt umgesehen, dem Finkenbergerbruch.

Der Finkenbergerbruch ist mit 29,3 ha ein kleineres Gebiet. Der Bruch ist seit 1990 ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Damit der Finkenbergerbruch sein volles Potential als Feuchtgebiet entfalten kann, wünscht sich der NABU Maßnahmen wie die Schließung des Dammes oder die umgekehrte Nutzung der Entwässerungsgräben, die man entlang des Weges immer wieder sehen kann. So hätte das Wasser wieder eine Chance sich auszubreiten und Gebiete des Bruchs, die jetzt eher trocken sind, wieder mit Wasser zu füllen. Wichtig sind hier sogenannte Pufferzonen. Diese Zonen ermöglichen, wenn sie gut verbunden sind, eine Ausbreitung des Feuchtgebietes. (Eine Pufferzone seht ihr unten im Bild).

Ein wichtiges Ökosystem in Mönchengladbach:Das Feuchtgebiet Finkenbergerbruch.
Ein Feuchtgebiet im Süden von Mönchengladbach: Der Finkenbergerbruch

Ein weiteres Problem, welches der NABU sieht, ist die Nähe zu Rhein-Braun. RWE pumpt das Grundwasser ab (was auch als Sümpfung bezeichnet wird), um auch während des Betriebes eines Reviers, das Eindringen des Grundwassers zu verhindern. Die Wasserwirtschaft von RWE betreibt dazu etwa 1.500 Sümpfungsbrunnen. Der größte Anteil an Sümpfungswasser stammt, mit rund 350 Millionen Kubikmeter, aus der Erft-Scholle. Diese Mengen sind natürlich viel zu groß, als das diese gesammelt und wieder dem Boden zugeführt werden können. So ergeben sich laut RWE verschiedene Bestimmungen, denen das Wasser zugeführt wird. RWE setzt das Wasser unter anderem zur Brauchwasserversorgung der Kraftwerke und Tagebaue ein.

Als ökologische Maßnahme, speist RWE rund 70 Millionen Sümpfungswasser als Ökowasser (Sümpfungswasser, welches ähnlich wie Trinkwasser aufbereitet wurde.) in Feuchtgebiete in Mönchengladbach bis nach Roermond ein. Damit sollen die Folgen der Grundwasserabsenkung für den natürlichen Wasserhaushalt begrenzt werden. In diesem Bereichen steht das Grundwasser dicht unter der Oberfläche. Laut RWE machen solche Feuchtbiotope etwa 1 Prozent der Fläche aus, die von den Grundwasserabsenkungen betroffen sind. 2

Aus diesem Verfahren entsteht, so der NABU, ein Paradoxon. Es ist ein künstlicher Wasserkreislauf nötig, um die Austrocknung der Flüsse und der Feuchtgebiete zu verhindern, sowie RWE die Sümpfungsmaßnahmen beendet, weil der Tagebau abgeschlossen ist. Diese Austrocknung wird aber nur zur Gefahr, weil der Tagebau die Sümpfungsmaßnahmen notwendig machte. Es sind nach Beendigung des Tagebaus im Rheinischen Revier drei große Seen geplant, wo auch das Überschüssige Sümpfungswasser eingesetzt werden soll. Dies soll die trockenen Grundwasserhorizonte speisen, aber auch die Wasserspiegel der Seen ansteigen lassen3. Der NaBU sieht dies kritisch. Niemand könne sagen, ob dies tatsächlich funktioniere und kein Wissenschaftler sei in der Lage, die Wasserqualität zu beurteilen, weil man es mit einer nicht bekannten Mixtur aus Wasser, Mineralien, Schwermetallen und vermutlich auch radioaktiven Stoffen zu tun habe.

Soweit mein Einblick in die Welt der Feuchtgebiete allgemein und die Feuchtgebiete in Mönchengladbach. Vielleicht habt ihr ja Lust und erkundet eins von ihnen einmal.

1Vgl. Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Ramsar-Konvention, 17.02.2022, 13:35 Uhr

2Vgl. www.rwe.com, Zugriff: 9.03.2022, 13:57 Uhr

3Vgl. www.rwe.com, Zugriff: 9.03.2022, 14:21 Uhr