Ein Interview mit den Inhaberinnen von FIL MEA dem Unverpacktladen in Mönchengladbach Windberg: Gizem Bulut und Judith Grünewald

Nachhaltig einkaufen in Mönchengladbach. Bei FIL MEA geht das ganz ohne Verpackung.

Der Hebel an dem wir für eine nachhaltigere Lebensweise ansetzten können, ist unser Konsum. Hier können wir Tag für Tag entscheiden, was und vor allem, wo wir einkaufen und auch wie viel. Von Lebensmitteln bis Fashion werde ich Möglichkeiten präsentieren, wo in Mönchengladbach ihr unverpackt, regional, auf Flohmärkten oder in Second Hand Shops einkaufen könnt. Den Anfang macht das Team von FIL MEA. FIL MEA ist einer von zwei Unverpacktläden in Mönchengladbach im Stadtteil Windberg.

Gizem Bulut und Judith Grünewald eröffneten ihren Laden im Dezember 2019. Beide zogen fürs Studium nach Köln, sind aber in Mönchengladbach geboren. Unverpackt einkaufen gehörte in Köln für sie dazu, in Mönchengladbach vermissten sie ein solches Angebot. Also beschlossen sie, auch in ihrer Heimatstadt einen Unverpacktladen zu eröffnen. Dabei wurden sie vom Unverpackt-Verband, von der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach und durch das NRW Gründerstipendium unterstützt. Ihr Ziel: Sie möchten den Öko-Lebensstil für jeden zugänglich machen – aber ohne erhobenen Zeigefinger.

Baches PR: Warum wolltet ihr einen Unverpacktladen eröffnen?

Gizem: Als wir in Köln studiert haben, war es relativ einfach nachhaltig zu leben. Wir hatten einen Unverpacktladen um die Ecke. Wenn wir dann zu Besuch in Mönchengladbach waren, ist uns aufgefallen, dass es hier nicht so einfach ist, weil es nur einen einzigen Unverpacktladen gab und es auch in den Supermärkten es nicht so einfach war nachhaltig einzukaufen. Judith war noch bei ihrer Bachelorarbeit und ich hatte eine Festanstellung. Der Kontakt zur Wirtschaftsförderung, die immer ein offenes Ohr hatte, hat uns sehr geholfen. Es hat sich einfach alles irgendwie gefügt.

Judith: Ich wusste schon sehr früh, dass ich einmal selbstständig sein möchte. Ich habe meinen Beruf in der Agentur sehr gemocht. Wir haben auch viele Großkunden gehabt, die eben nicht nachhaltig sind. So habe ich sie ganze Zeit gegen meine eigene Überzeugung gearbeitet. Das war der richtige Zeitpunkt.

Baches PR: Wie läuft ein Einkauf bei FIL MEA ab?

Gizem: Es ist ganz einfach. Für einen Einkauf bei uns, werden einfach die eigenen Behälter mitgebracht. Das können zum Beispiel schon die Keksdose für die Kekse oder das Glas für die Spaghetti sein. Die werden dann vorher gewogen. Dann werden die Behälter mit unserer Ware gefüllt. Das Gewicht vom Behälter wird dann nachher beim Bezahlen wieder abgezogen. Wir bieten aber für spontane Einkäufe auch Gläser oder Stoffbeutel zum Kauf an.

Baches PR: Was kann man bei euch alles kaufen?

Gizem: An Trockenware haben wir fast alles. Es gibt Hülsenfrüchte, Reis, Nudeln, verschiedene Nüsse, Müsli oder Gewürze, Kaffee und Tee.

Wir haben aber auch Reinigungsmittel, Spülmaschinenpulver, Klarspüler oder Komponenten, um eigene Reinigungsmittel herzustellen wie Natron oder Soda. Außerdem haben wir Naturkosmetik oder Haushaltswaren wie Spülbürsten, Tücher aber auch Trinkflaschen, Vorratsdosen.

Judith: Im zweiten Lockdown vor Weihnachten haben wir gemerkt, dass die Leute mehr Dinge verschenken, die wirklich gebraucht werden können. Trinkflaschen, Seifen oder Seifenschale sind als Geschenk gut angekommen.

Baches PR: Woher bekommt ihr eure Waren?

Gizem: Wir bekommen unsere Waren von Bio-Großhändlern, die auch mit dem Unverpackt Verband zusammenarbeiten. Sie achten darauf, so wenig Verpackung einzusetzen wie möglich. Der eine Großhändler stellt gerade zum Beispiel auf Pfandbehälter um. Das finde ich super. Die schicken wir entweder zurück oder nutzen sie selbst.

Judith: Wir schauen auch, dass wir Unternehmen unterstützen, die von Frauen geführt werden. Diversität ist uns wichtig. Die Sheabutter von LA SOYLDaru beziehen wir zum Beispiel von einem Pärchen aus Köln, die sie direkt in Ghana produzieren lassen. Sie kennen die Frauen, die sie produzieren sogar persönlich. Sie sind nicht nur Nummern, sondern Menschen mit Geschichten. Darauf legen wir Wert.

Baches PR: Unverpackt ist teurer – stimmt das?

Gizem: Wir sind definitiv teurer als ein Discounter aber im Durchschnitt absolut vergleichbar mit einem Biomarkt. Das liegt zum Beispiel an den Margen. Ein großer Biomarkt nimmt natürlich viel mehr ab als wir. Aber manchmal entscheiden wir uns auch bewusst für das teurere Produkt, weil wir dabei ein gutes Gefühl haben, weil wir genau nachvollziehen können, wo das Produkt herkommt. Wir hatten beim Trockenobst zum Beispiel zwei Angebote für die gleiche Frucht. Einmal für 8 Euro das Kilo und einmal für 27 Euro. Wir haben uns da bewusst für das teure Obst entschieden, weil wir da die Produktions- und Lieferkette nachvollziehen konnten. Der teurere Anbieter teilt ganz transparent alle Kosten und die Zusammensetzung des Preises und ist außerdem Fair Trade-zertifiziert. Solche Kriterien sind uns wichtig.

Judith: Kaffee und Tee sind vom Anbau her schon teuer. Das sind bei uns auch teure Produkte. Unser Kaffee kommt zum Beispiel von einem kleinen Röster in Wuppertal. Mit einem Einkauf dort unterstützen wir quasi eine ganze Familie vor Ort. Dass es letztlich dieser Röster geworden ist, ist einerseits ein großer Zufall und andrerseits auch eine ganz bewusste Entscheidung, weil wir in Vorgesprächen mit Röstereien hier in Mönchengladbach keinen Konsens zur Müllvermeidung gefunden haben.

Wir wollten unseren Kaffee unbedingt in großen Pfandbehältern und nicht in 1kg-Aromaverpackungen aus Plastik beziehen. Das haben wir hier nicht bekommen. Zufällig wurde uns unser jetziger Röster in Wuppertal empfohlen, der genau die Pfandbehälter anbietet, die wir immer wollten. Wuppertal ist zwar weiter weg, aber auch dafür haben wir eine tolle Lösung gefunden. Praktisch ist für uns nämlich, dass die Lieferung unseres Kaffees und die Rückgabe der Pfandbehälter keinen zusätzlichen Sprit verbraucht, weil wir das Ganze mit einer befreundeten Mönchengladbacher Firma arrangiert haben, die sowieso aus betrieblichen Gründen nach Wuppertal pendeln muss und die Behälter einfach mit in den Transporter packt.

Baches PR: Ich danke euch beiden für das tolle Gespräch und wünsche euch viel Erfolg für euren Laden und alle weiteren Projekte. Weitere Infos und das komplette Angebot gibt es unter http://www.filmea.de